• Griechische Speisekarten
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    Die Übersetzung ins Englische stiftet manchmal Verwirrung.


    Nicht auf der Karte?
    Warum werden typische Spezialitäten oft nicht angeboten

    Wir haben hier eine schöne Auswahl typischer griechischer Spezialitäten zusammengestellt. Viele davon schmecken nicht nur uns, sie sind echte Klassiker, oft regelrechte Nationalgerichte. Dennoch sind sie auf griechischen Speisekarten nicht gerade dominant. Oft ist man froh, überhaupt die ein oder andere zu finden.

    Und ja, wir versuchen, was daranzu ändern. Auch dadurch, dass wir den Restaurants vor Ort unsere eigene Empfehlungskarte geben: „Das würden meine Gäste gerne bei Dir bestellen können. Wenigstens das ein oder andere davon.“ Aber das ist ein ganz dickes Brett, das man da bohrt.

    Doch hier erstmal die Gründe für diesen Spezialitäten-Mangel auf griechischen Speisekarten:



    #1 | Großer Kochaufwand

    Die Zubereitung griechischer Spezialitäten ist oft nicht kompliziert. Aber zeitaufwändig. Sie müssen vorbereitet werden. In Familien oder bei Festen ist das ein Vorteil. Man bereitet vor und steht später nicht die ganze Zeit in der Küche, sondern sitzt mit den Gästen oder der Familie gemeinsam am Tisch.

    Für Restaurants ist das in heutigen Zeiten ein Problem. Die Spezialitäten können nicht mal eben in 20 Minuten wie ein Schnitzel mit Pommes gemacht werden. Selbst eine Bohnensuppe nicht. Vermeintlich erwarten Gäste sehr umfangreiche Speisekarten. Die Zeiten, wo der Wirt an den Tisch kam und sagte, welches Gericht es heute gibt, sind vorbei. Auch das kleinste soll eine Auswahl von 50 oder mehr Speisen haben. Und lange warten wollen Gäste auch nicht. Nun können aber nicht so viele Gerichte vorbereitet und vorgekocht sein. Denn dann müsste man ständig ganz viel wegschmeißen. Schließlich weiß man ja nicht, welche Gerichte tatsächlich und wie oft bestellt werden.

    Also stehen auf den meisten Karten hauptsächlich Gerichte, deren Komponenten sich lange lagern und dann je nach Bestellung schnell zubereiten lassen. Oft aus dem systemgastronomischen Baukasten.



    #2 | Übersetzung statt Transkription

    Griechisch schreibt man bekanntlich mit griechischen Buchstaben. Die können Nicht-Griechen meist nicht lesen. Also muss man transkribieren, also das griechische Wort in lateinischen Buchstaben schreiben. Jetzt kann der Tourist den Namen zwar lesen, wenn er sich denn nicht in den vielsilbigen fremden Wörtern verheddert. Nur: Er weiß ja immer noch nicht, was das Wort bedeutet.

    Daher lassen viele Speisekarten, die ja oft schlampig geschrieben sind, den Zwischenschritt einer Transkription einfach weg. Es steht gleich die Übersetzung beziehungsweise die Beschreibung der Speise auf der Karte. Nur leider sind die Beschreibungen manchmal so grottig, dass man von ihnen kaum auf das Gericht und schon gar nicht auf seinen griechischen Namen rückschließen kann.

    Hier hilft es, sich die unten angeheftete Empfehlungskarte zu nehmen, und einfach mal zu fragen: "Haben sie was davon auf Ihrer Karte?" Die meisten Wirte freut das. Und gar nicht so selten lautet die Antwort: "Das hab ich zwar nicht auf meiner Karte, kann es Dir aber machen. Wenn Du's wirklich willst."



    #3 | Touristen-Orientierung (vermeintliche)

    Mit deutschen Touristen haben griechische Lokale viele Jahre Erfahrung. Also versuchen sie, sich an deren vermeintlichen Erwartungen zu orientieren. Und der Deutsche will Fleisch und Pommes.

    Also gibt's Schnitzel, Steak und wenns ganz griechisch wird, den Fleischspieß. Ich selbst als halber Grieche hatte schon das völlig absurde Erlebnis, als ich nach dem Essen der Gäste am Nebentisch fragte: "Das schmeckt Dir eh nicht, warte, ich mach Dir ein Schnitzel. Oder doch lieber Souvlaki?" Kurzum: Man schreibt auf die Karte nur, was dem deutschen Gast nicht fremd vorkommt.

    Auch hier hilft – hoffentlich – gutes Zureden: "Wenn wir wollen, das alles so ist wie daheim, dann können wir auch daheim bleiben. Wir sind hier, um Dein Land kennen zu lernen, Deine Speisen zu probieren. Unsere eigenen können wir zu Hause selbst kochen."



    #4 | Arme-Leute-Essen

    Viele Spezialitäten gelten den Griechen selbst nicht gerade als vornehm. Manche sogar als "Arme-Leute-Essen". Also stehen auf der Karte fünf verschiedene Steaks und nochmal mehr Schnitzel, aber keine Reisbällchen oder Bohnensuppe.

    Eine Anekdote: Sagt Käpt'n Eddy zum Koch: „Kannst Du mir mal das kochen, was Deine Kinder zu Hause am liebsten essen.“ Antwortet der Koch: „Das kann ich Dir doch nicht anbieten.“ Der Käpt'n: „Warum nicht?“ Der Koch: „Weil das kein feines Essen ist.“ Darauf Käpt'n Eddy: „Fein ist ein Essen dann, wenn's mir schmeckt. – Und jetzt mach's, sonst komm ich zu Dir nach Haus und ess' die Teller Deiner Kinder leer.“

    Tatsächlich ist das durchaus Anlass, mal kurz nachzudenken, wie gut es uns geht. Wir finden die Fahrt in einer Kutsche nostalgisch, ein schlichtes schmackhaftes Essen authentisch. Weil wir Not und Armut lange hinter uns haben, wenn wir sie denn überhaupt noch kennen. Wir begegnen auf Reisen aber oft Menschen, die dem noch viel näher sind – und daher unseren Sinn fürs Einfache nicht so gut nachvollziehen können. Fragt sich: Können wir ihren Wunsch nach "Feinheit", nach "Luxus" oder zumindest danach, sich von Armut abzugrenzen, nachvollziehen?



    Wie auch immer. Hier die Empfehlungskarte von Käpt'n Eddy. Also die Gerichte, die er seinen Gästen empfiehlt. Wenn Du eine davon auf einer Speisekarte findest: Probier es!



    KÄPT'N EDDY | Empfehlungskarte

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    Wenn was davon auf einer Karte steht: Unbedingt probieren!