Hellas
Eine kurze Orientierung in der Antike
Wer in Griechenland nicht wie der Ochs vorm Berg stehen und an jedem Tempel doch nur wieder „schon toll“ plappern mag, braucht ein bisschen antike Orientierung. Gute Nachricht: Das geht auch schnell und einfach.
Denn der Rahmen ist recht übersichtlich: Die Griechen plündern Kreta, erfinden die Schrift, kolonisieren Mittelmeer und Schwarzes Meer, wehren die Perser ab, haben dann 50 Goldene Jahre, in denen sie das meiste schaffen, was wir heute noch bewundern, machen sich danach gegenseitig fertig werden daraufhin von den Makedonen geschluckt, deren Alexander der Große selbst zum Griechen wird und in einem irren Feldzug die damals bekannte Welt erobert – und darin die griechische Kultur so verbreitet, das sie zur Grundlage auch unseres Europas wird. Schauen wir uns das kurz genauer an:
VORSPIEL Kreta, Mykene, Dunkel
Auf Kreta gab’s Europas erste Hochkultur. Die Minoer. Nicht wirklich Griechen, aber mit ihren tollen Palästen friedlich und glücklich. Bis ein Vulkanausbruch und Tsunami (von Santorin) sie um 1600 v. Chr. so schwächt, dass nun echten Griechen von der Peloponnes kommen und ihnen plündernd den Rest geben. Diese Mykener werden mächtig, gewinnen den Trojanischen Krieg, breiten sich um die Ägäis aus, verlieren dann aber aus unklaren Gründen Kultur und Schrift, was zum „dunklen Zeitalter füht, von dem wir nichts wissen.
HAUPTSPIEL (700- 400)Perserabwehr & Goldene Jahre
Das Dunkel endet, als die Griechen im 8. Jhd. v. Chr. eine Schrift entwickeln, mit der man wirklich alles aufschreiben kann. Homer verfasst damit um 700 v. Chr. erste Weltliteratur - über den Trojanischen Krieg. Die griechischen Stadtstaaten blühen auf. Nicht zum Einheits-Reich, sondern zum bunten Strauß ganz unterschiedlicher Gemeinwesen mit verwandter Kultur.
Da wird die Weltmacht Persien begehrlich. Zweimal versucht sie, sich die Griechen einzuverleiben. Doch die vermeintlich so Uneinigen raufen sich zusammen – und gewinnen letztlich beide Kriege (490/480). Kein persischer Soldat betritt je wieder Europa. Dessen Kultur seht damit auf griechischen Fundamenten.
Und genau die schaffen und verfeinern die Griechen in den folgenden „50 goldenen Jahren“ (480–430). Demokratie hatten sie schon erfunden, weil wer gegen die Perser mitkämpfte auch mit-bestimmen sollte. Nun entstehen die Prachtbauen in Athen, Olympia, Korinth, Theben ... aber auch die Grundlagen unseres rationalen Denkens, der Philosophie, Kunst, Mathematik und Naturwissenschaften samt Technik. Griechische Städte umringen nicht nur das Mittel- sondern auch das Schwarze Meer.
Leider verfällt Athen als Führungsmacht einer üblen Versuchung: Um seine immer prächtigere Bauten zu finanzieren, plündert es die Kasse der Seebunds, den es mit den Inseln gegen die Perser gegründet hatte. Wer aufmuckt, dessen Stadt wird plattgemacht. Aus Verbündeten werden Knechte. Tributpflichtige Vasallen.
Sparta, nicht so reich aber militärisch stark, hat zwar eine totalitäre Ordnung, aber auch Sinn für Fairness: So stellt es sich Athens Herrschaftsansprüchen entgegen. Knapp 30 Jahre dauert der Peloponnesische Krieg (431–404). An dessen Ende ist Sparta siegreich, doch ebenso ausgeblutet wie das unterlegene Athen. Theben wird kurz führend, hält sich aber auch nicht lange.
NACHSPIELHellenismus
Denn von Norden kommen Mitte des 4. Jhd. Makedonen und schlucken die Griechen. Und zwar so gründlich, dass sie selbst zu Griechen werden: Alexander der Große hat, bevor er groß wird, als Hauslehrer den berühmtesten griechischen Philosophen: Aristoteles.
Kaum erwachsen erobert Alexander erst Griechenland und ab 334 die Welt. In gerade mal elf Jahren. Als er mit nur 32 Jahren stirbt, hat er ein Weltreich geschaffen, das vom Balkan und Ägypten über Kleinasien bis nach Indien reicht. Und darin die griechische Sprache und Kultur verbreitet. Den Hellenismus.
Das Reich zerfällt bald. Die Kultur bleibt und wirkt. Gebildete Römer sprachen Griechisch. Bis zur Neuzeit gilt in Europa griechisches Wissen als maßgebliche Referenz. Selbst wegen technischer Fragen schlägt man bei Aristoteles nach. Auch die meisten deutschen Begriffe stammen aus dem Griechischen. Unser Denken, Empfinden und Urteilen sowieso.
<= zurück zur ÜBERSICHT