Karawanken-Tunnel
Einer der längsten Tunnel weltweitÖsterreich und Slowenien sind enge Nachbar. Zwischen den Ländern liegen allerdings die Karawanken. Wer von Wien nach Ljubljana wollte, musste früher den beschwerlichen Weg über einen Pass nehmen. Statt über geht's inzwischen aber durch den Berg.
Nachdem bereits 1906 ein Eisenbahntunnel in Betrieb ging, baute man von 1986 bis 1991 für Autos den neuntlängsten Alpentunnel (Weltweit Platz 16, Österreich Platz 4). Zunächst führte nur eine Röhre die fast acht Kilometer durch den Berg. Sie konnte 2000 Fahrzeuge pro Stunde bewältigen und verkürzte die Fahrzeit von Villach nach Ljubljana um über eine Stunde. Knapp viereinhalb Kilometer der Strecke liegen in Österreich, knapp dreieinhalb in Slowenien und darüber bis zu 1.100 Meter Gebirge. Instabiles Gestein, Wassereinbrüche und Gasblasen machten den Bau schwierig und teuer. Daher wird bis heute eine Sondermaut erhoben.
Seit 2018 wird eine zweite Röhre gebaut und soll im Sommer 2025 fertig sein. Anschließend wird die erste Röhre, geschlossen, saniert und mit bislang fehlenden Fluchtwegen ausgestattet. Im Sommer 2028 sollen schließlich beide Röhren in Vollbetrieb gehen.
Im 1991 beginnenden Jugoslawienkrieg hatte der Tunnel auch militärische Bedeutung. Nur 27 Tage nach seiner Eröffnung (1. Juni) besetzen Einheiten der Jugoslawischen Volksarmee das Südportal, während österreichische Panzergrenadiere das Nordportal sperrten. Das zwischenzeitlich auch von JVA-Kampfjets beschossene Südportal konnte am 30. Juni von der slowenischen Territorialverteidigung eingenommen werden. Am 7. Juli beendete dann ein Waffenstillstand den „10-Tage-Krieg“, in dem Slowenien letztlich seine Unabhängigkeit erkämpfte.
Maße und Daten
Die Weströhre wurde ab 1986 gebaut und am 1. Juni 1991 in Betrieb genommen. Sie hat eine Länge von 7.864 m, davon liegen 4.414 m in Österreich und 3.450 m in Slowenien. Mit Vorportalen beträgt die Gesamtlänge 8.019 m.
In der Röhre befinden sich zwei bislang im Gegenverkehr betriebene Fahrspuren à 3,75 m sowie erhöhte Gehsteige von je 1 m. Die Lichtraumhöhe beträgt 4,70 m. Ab dem Nordportal auf 655,30 m ü. A. in Österreich hat die Fahrbahn eine leichte Steigung von 0,5 % und erreicht bei KM 3,8 ihren Scheitelpunkt auf 673,61 m ü. A. Ab dort verläuft sie mit etwas stärkerem Gefälle von -1,35 % zum Südportal auf 620,68 m ü. A.
Die größte Überdeckung beträgt 1.100 m.
Der Ausbruchsquerschnitt misst mit Sohlgewölbe 100 m² (ohne: 89 m²).
Seit 2018 befindet sich die Oströhre im Bau, die bis 2025 fertig gestellt werden soll. Sie hat eine Länge von 7.948 m, von denen sich 4.402 m auf Österreichischem und 3.546 m auf slowenischem Staatsgebiet befinden. Der geplante Querschnitt beträgt 10 m: Zwei Fahrbahnen à 3,50 m + 0,35 m Randstreifen sowie Fußwege von je 1,15 m.
Mit der zweiten Röhre erhält der Tunnel auch aktuellen Sicherheitsvorgaben entsprechende Fluchtwege, die Sloweniens längstem und Österreichs viertlängstem Tunnel bislang völlig fehlten. Tatsächlich entschloss man sich auch deshalb zur zweiten Fahrröhre, weil ohnehin einen Fluchtstollen hätte gebaut werden müssen. Nun fungieren die beiden Röhren wechselseitig als Fluchtwege, wozu sie alle 350 Meter mit 26 begehbaren und 9 befahrbaren Querschlägen verbunden werden.
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