• Das Große Nein | Die erste Niederlage der Faschisten (28.10.1940)
    06. April 1941 – Griechische Zeitung Ethnos Bradyne mit »Großem Nein« [ΟΧΙ]
    Griechische Zeitung Ethnos Bradyne mit »Großem Nein« [ΟΧΙ]


    Das große Nein
    Griechenland feiert seine klare Absage an die Faschisten

    Am 28. Oktober feiern die Griechen ihren „Tag des Nein“. Denn ein großes Nein war 1940 ihre Antwort auf Mussolinis Ultimatum, sich den italienischen Faschisten kampflos zu ergeben.


    Mussolini heuchelt

    Bereits im April 1939 hatte das mit Hitler-Deutschland verbündete Italien das kleine Albanien besetzt. Doch Mussolini will mehr. Und geht perfide vor: Zunächst lässt er im Hafen von Tinos ein griechisches Schiff mittels U-Boot versenken. Doch Militärmachthaber Metaxas will Griechenland aus dem Krieg raus halten und lässt sich nicht provozieren.

    Nun leugnet Mussolini sein Kriegsverbrechen, das neun Menschenleben kostete, und spielt den Freund. Noch in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 1940 lässt er in der Athener Botschaft eine Gala inszenieren: Botschafter Grazzi toastete mit Metaxas und dem griechischen König auf die griechisch-italienische Freundschaft und präsentiert eine Torte mit der Schriftzug „Lang lebe Griechenland“.


    Das Ultimatum

    Der gleiche Botschafter sucht am 28. Oktober um drei Uhr nachts Metaxas in seinem Wohnhaus auf – und überreicht ein Ultimatum: Entweder Griechenland ergibt sich und lässt sich besetzen, oder es herrsche ab sechs Uhr Krieg.

    Metaxas ist überrascht und persönlich getroffen. Schließlich hegt er Sympathien für Italien und gilt als Freund Deutschlands (nicht unbedingt der Nazis). In Pantoffeln und Morgenmantel ringt er mit den Tränen. Aber seine Antwort ist deutlich:

    „Sowohl in der Sache, als auch in der Art und Weise sehe ich das als Kriegserklärung Italiens. Alors, c’est la guerre. [Nun, dann ist Krieg.]“. Botschafter Grazzi erwidert: „Pas nécessaire, mon excellence [Nicht notwendig, Exzellenz]“, woraufhin Metaxas bekräftigt: „Non, c’est nécessaire [Doch, es ist notwendig]“.


    Italiens Überfall scheitert

    Schon um 5:30 Uhr des 28. Oktober 1940 greifen die Italiener Griechenland an. Noch am selben Vormittag protestieren aber auch große Teile der griechischen Bevölkerung dagegen auf der Straße. Und zwar ungeachtet der eigenen politischen Orientierung. 70.000 italienischen Angreifern stehen gerade mal 30.000 griechische Verteidiger gegenüber, die kaum über Geschütze geschweige denn Panzer verfügten.

    Doch die Griechen kämpften tapfer, schlagen die schlecht organisierten und mäßig engagierten Italiener und nehmen ihnen sogar Teile ihres albanischen Protektorates im Nordepirus ab. Der vom Duce erwartete „Spaziergangs nach Athen“ scheitert kläglich. Die Griechen bescheren den Achsenmächten die erste Niederlage des Zweiten Weltkriegs.

    Die britische und US-amerikanische Presse reagiert mit Hohn und Spott, selbst die Türkei gratuliert Hellas. Churchill wird der Satz zugeschrieben: „Ab heute sagen wir nicht mehr, dass die Griechen wie Helden kämpfen, sondern dass Helden wie Griechen kämpfen.“


    Hitler unterwirft Griechenland

    Erst als Hitler mit dem Balkanfeldzug eingreift kapituliert Griechenland nach der Eroberung Kretas im Mai 1941 vor den Deutschen. Danach wird eine beschämende zweite Kapitulation vor den Italienern, die selbst nicht siegreich waren, inszeniert. Immerhin hat das eigentlich nicht vorgesehene deutsche Eingreifen Truppen gebunden und den Überfalls auf die Sowjetunion so verzögert, dass die Deutschen vor Moskau in einen Winterkrieg geraten.


    Griechen feiern den Ochi-Tag

    Der Tageszeitung Ellinikon Mellon gelingt am 30. Oktober 1940, Metaxas’ so klare Absage in einem einzigen, inzwischen geflügelten Wort auf den Punkt zu bringen:

    ΟΧΙ [sprich: ochi=nein]

    Noch während des Krieges initiieren am 28. Oktober 1943 Mitarbeiter vor der Nationalbank eine Gedenkfeier. Um einen hohen Preis: Wehrmachtssoldaten zwingen die Demonstranten unter Waffengewalt, die Hände bis zum Abend hoch zu halten. Anschließend werden etwa 20 von ihnen in Konzentrationslager verschleppt und einige dort ermordet. Doch auch in der Diaspora begehen Griechen schon während des Krieges auf der ganzen Welt jährlich den Jahrestags des großen Nein [Μεγάλο Όχι = Megalo Ochi].

    In Griechenland selbst wird der Ochi-Tag [Επέτειος του «Όχι»] nach Kriegsende zum offiziellen Feiertag. Heute gilt der 28. Oktober als zweiter Nationalfeiertag nach dem 25. März, der an die Befreiung von osmanischer Herrschaft erinnert. Und entsprechend wird er sowohl in den Familien als auch öffentlich gefeiert.



    Titelblatt der Ellinikon Mellon vom 30. Oktober 1940
    Titelblatt der Ellinikon Mellon vom 30. Oktober 1940




    Zitate

    Franklin Roosevelt
    When the entire world had lost all hope, the Greek people dared to question the invincibility of the German monster.

    Winston Churchill
    If there had not been the virtue and courage of the Greeks, we do not know which the outcome of World War II would have been.

    Winston Churchill
    Hence, we will not say that Greeks fight like heroes, but that heroes fight like Greeks.

    Adolf Hitler
    Die geschichtliche Gerechtigkeit verpflichtet mich, festzustellen, daß von den uns gegenübergetretenen Gegnern besonders der griechische Soldat ebenfalls mit höchstem Todesmut kämpfte. Er kapitulierte erst, als der weitere Widerstand unmöglich und damit zwecklos war.

    Wilhelm Keitel
    Der unglaublich starke Widerstand der Griechen verzögerte den deutschen Angriff auf Russland um zwei oder mehr entscheidende Monate. Ohne diese lange Verzögerung wäre der Krieg anders ausgegangen.

    Joseph Stalin
    [We] thank the Greek People, whose resistance decided World War II … You fought unarmed and won, small against big … You gave us time to defend ourselves.



    Weiterführende Links:
    > Artikel mit Videos-Interview dazu in der WELT (15.04.2016)
    >
    Kommentar mit Bezug zum Ukrainie-Krieg auf CNN (englisch)
    >
    Ausführlicher Artikel zum Italienisch-Griechischen Krieg (griechisch)

    >
    US-Amerikanische Stiftung: "The Washtington Oxiday Doundation" (englisch)