
Nicht nur im Sommer gerne mit Wasser und Eiswürfel
Oúzo
Der Atem der griechischen Seele
Udo singt, Griechischer Wein sei wie das Blut der Erde. Stimmt. Aber was bitte ist dann Ouzo? – Ouzo ist der Atem. Der Atem der griechischen Seele. Wer das für übertrieben hält, hat Hellas noch nicht verinnerlicht. Kann man aber nachholen. Oder vorbereiten. Zum Beispiel mit Karin Ceballos und deren wunderbarem Ouzo-Textlein.
Deutsche kennen Ouzo meist, weil sie ihn beim Griechen „aufs Haus“ bekommen. Nach dem Essen – oder auch nach jedem Gang. Ein Anisschnaps zur Verdauung halt. Aber die Sache ist ein wenig komplizierter. Wie es sich halt für Hellas gehört.
Zunächst enthält Ouzo mehr als den dominierenden Anis: Koriander, Fenchelsamen, Sternanis, Gewürznelken, Angelikawurzel, Kardamom, Zimt, Muskatnuss – alles kann, nix muss. Denn natürlich hat jede Familie ihr eigenes Rezept. Und dann trinken Griechen ihn selten pur und nach dem Essen. Sondern eher davor (und auch sonst) mit Wasser verdünnt. Dann wird er schön weiß-opak und so herrlich erfrischend. Und damit sind die mindestens 40, oft aber über 50 Prozent Alkohol auch nicht aller Tage Ende.
Oúzo im Detail
Herkunft
Griechen meinen, Ouzo gibt es schon seit der Antike, spätestens seit Römerzeit. Die Variante, er sei im 15. Jahrhundert quasi von den Türken inspiriert oder sogar übernommen worden, schmeckt ihnen nicht. Schließlich halten die Türken seit 1974 halb Zypern besetzt.
Traditionell gilt die Insel Lesbos und insbesondere der Ort Plomari als Heimat des Ouzo. Hier begann dann im 19. Jahrhundert auch die Massen-Produktion von Ouzo. Allerdings hat man schon im Altertum mindestens auf der Nachbarinsel Chios etwas ähnliches produziert. Jedenfalls wurden dort bei Ausgrabungen im Dorf Marmaro Hinweise auf einen Schnaps gefunden, der sich durch Zugabe von Wasser weiß färbt. Diesen "Ouzo" hat man wohl schon lange vor byzantinischen Zeit genossen.
Heute werden auf Lesbos 12 verschiedene Ouzos hergestellt, die Häfte der Gesamtproduktion in Griechenland. Im Ausland hingegen darf Ouzo nicht hergestellt werden: Seit 2008 ist der Name durch die EU geschützt: Ouzo muss aus Griechenland oder Zypern kommen. Der wichtigste Exportmarkt ist übrigens Deutschland.
Namensgeschichte(n)
Natürlich hat Ouzo als echter Grieche mehr als eine Geschichte:
Griechische Wörterbücher leiten das Wort meist schnöde vom türkischen Wort »üzüm« (=Traube) ab.
Schöner – und viel griechischer – ist diese Erzählung: Als man begann, Ouzo zu Exportieren, war das erste Exportziel Marseille. So schrieb man auf die Auf den Exportkisten „uso Marsiglia“ (= zur Verwendung in Marseille). Offensichtlich 'gebrauchte' man Ouzo besonders gerne. Und so wurde aus „uso“ der »Ouzo«.
Oder in der ausführlichen Version: Thessalien exportierte im 19. Jahrhundert edle Kokons nach Marseille. Diese Kisten stempelte man mit »Uso Marsiglia« versehen – italienisch für „zur Verwendung in Marseille“. Mit der Zeit wurde »Uso Marsiglia« sprichwörtlich für gute Qualität. Und umgangssprachlich bald zu „uso". Dann besuchte irgendwann der Arzt des osmanisch-griechischen Konsulats Anastas (Anastasios) Bey die Stadt Tyrnavos. Dort freundete er sich mit dem angesehenen Antonis Makris an. Und trank mit ihm den örtlichen Schnaps »Tsipouro«. Als Arzt wollte er den bekömmlicher machen. Also riet er seinem Freund, beim Destillieren Anis zuzufügen. Gesagt, getan. Sobald sie den neuen Schnaps probierten, rief einer aus: „Junge, was ist das?“ Und der andere antwortete: „Das ist uso!“ (Aufgrund des Ouzo-Blutspiegels konnte hernach keiner mehr sagen, wer gefragt und wer geantwortet hatte). Aber man blieb bei »uso«, schrieb es aber natürlich griechisch: Also »Ούζο«. Transkribiert eben
»Oúzo«.
Verwandte
Selbstverständlich hat Ouzo als echter Grieche eine große, schier unüberschaubare Verwandtschaft. So erfreuen sich Menschen in aller Welt erfreuen an Anis-Schnaps.
Rakı in der Türkei, Pastis in Frankreich, Sambuca in Italien, Mastika (Мастика) in Bulgarien und Nordmazedonien, Arak im nahen und mittlerem Osten Sein Anisgeschmack ähnelt auch dem Anislikör Anís in Spanien und dem stärkeren Absinth. Auch der aus Zuckerrohr hergestellte Aguardiente in Lateinamerika ist ähnlich. Der in Rom produzierte »Pallini Mistra« ist ein Ouzo, der als italienisches Produkt nicht so heißen darf und deshalb einfach nach der griechischen Stadt Mystras auf der Peloponnes benannt ist.
Natürlich gendern wir Plakate
Mädels soll'n ja auch was zu gucken haben!
😉
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