• ANINA/STEIERSDORF | Rumäniens größtes Bergwerk
    Rumänisch: xxx
    Bergbau begann in Anina nicht mit Bergleuten, sondern mit Köhlern. Die kamen aus der Steiermark und gründeten 1773 Steiers(!)-Dorf. Einer von ihnen, Mathias Hammer, fand 1790 einen Kohleklumpen.

    So entstand ab 1792 Rumäniens größtes, ergiebigstes und am längsten (bis 2006) betriebenes Bergwerk. Das war mit 1200 m auch eines der tiefsten Europas. Gefördert wurden vor allem hochwertige Steinkohle (Anthrazit und Fettkohle), später auch Braunkohle und Ölschiefer.
    Die energiereiche Steinkohle kam in Lokomotiven und Dampfschiffen zum Einsatz – und bald auch in der Verhüttung. Die erste Eisenhütte entstand hier 1858, ihr erster Hochofen 1861. Allerdings verlegte man 1913 das Eisenwerk nach Reșița. Fortan galt die Arbeitsteilung: Steiersdorf-Anina fördert, Reschitz verarbeitet.

    Anina selbst entstand 1858 ursprünglich als eigenständige Siedlung für Rumänen. Viele kamen dann nach dem Ersten und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kleinen Walachei. Erst 1952 wurde Anina nach der Eingemeindung von Steiersdorf zur heutigen Stadt erhoben.

    Die Mine von Steiersdorf/Anina war eine der gefährlichsten Europas: Mehr als 1.000 Kumpel verloren in den über 200 Betriebsjahren ihr Leben. Der schwerste Unfall passierte am 7. Juni 1920: Durch die Explosion unsachgemäß gelagerten und für den Bergbau ungeeigneten Militär-Dynamits kam es zu einem Inferno: Obwohl die meisten Kumpel nicht direkt vom Feuer getötet wurden, starb fast die gesamte Schicht an den sich rasch ausbreitenden giftigen Gasen. 271 Bergleute starben. An das schlimmste Unglück in Rumäniens Bergbau erinnert seither eine große Gedenktafel im Ort.
    Eine gigantische Sauerei planten die Kommunisten in den 1970/80er Jahren. Maßgeblich angetrieben von Ceaușescus größenwahnsinniger Ehefrau als Möchtegern-Expertin sollte der Ölschiefer unter Anina im Tagebau erschlossen und dafür die Stadt platt gemacht werden.

    Das ab 1976 im nahen Crivina gebaute Giga-Kraftwerk sollte allerdings nicht im üblichen Verfahren destilliertes Schiefer-Öl, sondern schlicht zermahlenes Gestein verfeuern. „Stein, der einfach nicht brennen will.“ So nennen Einheimische das Fiasko. Und das ließ sich auch mit einer eilends über 45 km von Reșița herangeführten Pipeline nicht beheben, durch die massiv Gas beigemengt wurde. In den kaum vier Betriebsjahren zwischen 1984-88 war nur einer der drei geplanten Öfen und Generatoren für wenige tausend Stunden in Betrieb, bevor man das unsinnige, nicht funktionierende Projekt stoppte. Und damit auch eine riesige Umweltkatastrophe. Denn eine Reinigung der hochgiftigen Ruß-Abgase gab es nicht. Ebensowenig ein Übernehmen von Verantwortung für die Vernichtung von 1 Milliarde Dollar, während da Volk hungerte und fror.

    Die Kohlemine selbst wurde schließlich 2006 stillgelegt, Und das, obwohl sich noch enorme Kohlereserven für weitere 100 Jahre Abbau im Boden befanden. Die großen Fördertiefen, aber auch veraltete Technik und Misswirtschaft hatten Rumäniens ergiebigstes Bergwerk unrentabel gemacht.

    Seitdem gibt es Pläne, ein Bergwerks-Museum mit begehbarem Schacht einzurichten. Doch, wie sagt ein bekanntes rumänische Sprichwort so schön:

    „Graba strică treaba." = Eile verdirbt die Arbeit.





    <= zurück zur ÜBERSICHT