
Ein leerer Tisch, darum zwölf leere Hocker. Als Kriegsdenkmal.
Er habe, heißt es von Brâncuși (sprich: Bränkusch, das »i« ist stimmlos!), in seinen Werken stets „die Essenz“ gesucht: So auch hier. Denn lässt sich das, wozu Krieg führt, treffender darstellen? Leerer Tisch und Stühle sind ein stummer Schrei: Die Menschen sind fort. Im Krieg gestorben. Zurück bleibt steinerne Leere. Keine Familie, keine Gemeinschaft, kein Freundeskreis speist, trinkt, feiert hier mehr.
Gewollt hatten die in Târgu Jiu herrschenden Kommunisten 1937 etwas ganz anderes: Ein monumentales Kriegsdenkmal sollte den „glorreichen Sieg“ rumänischer Truppen über deutsche 1916 hier am Fluss Jiu feiern. Sie beauftragten den bekanntesten rumänischen Künstler, Constantin Brâncuși. Die Bonzen hatten aber keine Ahnung, wie der inzwischen längst in Paris lebende Weltstar arbeitete. Und der bauernschlaue Avantgardist band es ihnen auch nicht auf die Nase, sondern legte ein Konzept vor, das wirklich monumental klang. Ein Park von über einem Kilometer Länge, darin 12 Skulpturen auf „Der Straße der Helden“. Nachdem drei Skulpturen errichtet waren, begriffen die Machthaber, dass sie moderne, kriegskritische Kunst statt glorifizierendem Pomp erhielten – und stornierten den Auftrag. So blieb es bei drei Werken. Einst geschmäht, sind »Der Tisch des Schweigens«, »Das Tor des Kusses« und »Die endlose Säule« heute weltberühmt und letztere sogar Teil des Stadtwappens.
Der Tisch des Schweigens ist aus Travertin (Kalkstein) aus dem transsilvanischen Bampotoc und steht am unteren Ende des inzwischen zweigeteilten Parks in Târgu Jiu, am Ufer des Flusses Jiu. Allerdings in überarbeiteter Form. Ursprünglich bestand er aus nur einer Steinscheibe mit (Ø=2 m × 45 cm), um die 12 Hocker paarweise in 45 cm Abstand angeordnet war. Als Brâncuși der Errichtung 1937 zwischenzeitlich in Paris weilte, ließ man die Tischfläche mit seinem eingemeißelten, bleigefüllten Namen „verzieren“. Zurück in Târgu Jiu forderte der erzürnte Bildhauer 1938, die Inschrift zu entfernen, löste es dann aber anders. Er platzierte eine zweite größere Travertin-Platte (Ø=2,15 m × 43 cm) auf dem alten Tisch, der dadurch zum Sockel des neuen, nun 88 cm hohen Tisches wurde. Dass die ursprünglich paarweise angeordneten Hocker später gleichmäßig verteilt wurden, hat der Meister angeblich akzeptiert.
Kurzes Infoblatt:
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