• ETHNIEN
    Rumänien-Deutsche
    Siebenbürger Sachsen & Banater Schwaben (Donauschwaben

    Die Sache ist ein bisschen vertrackt: „Deutsche“, so heißt es, hätten sich seit dem Mittelalter in Rumänien angesiedelt. Problem: Rumänien wurde erst 1859, Deutschland 1871 gegründet. Und die angesiedelten „Sachsen“ und „Schwaben“ kamen oft weder aus Schwaben noch Sachsen. – Also der Reihe nach: Spricht man von „Deutschen“ auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens, geht es vor allem um zwei Gruppen:


    1. Siebenbürger Sachsen [12. Jhd.]

    Mittelalter: Die ersten ungarischen Könige festigen im 12. Jhd. ihre Macht im Karpatenbecken, also jenem Kessel, der mitten im heutigen Rumänien liegt und zu Dreiviertel vom Karpatenbogen umschlossen wird. Das ist gar nicht so einfach, denn die Gegend ist eher dünn besiedelt. Um sie gegen immer wieder aus Osten heranziehenden Mongolen und Tataren halten zu können, braucht es Menschen.

    Die ruft der ungarische König (Géza II.) ab 1150 aus dem Mittelrheinischen und Moselfränkischen, also der Region zwischen Köln und Trier, Luxemburg und Lüttich, dem Westerwald und Hunsrück – bis ins Westfälische. Ein Teil stammt auch aus Bayern.

    Die Siedler werden durch so genannte Lokatoren angeworben und kommen in mehreren Schüben. Ihr Weg führt über Schlesien, Sachsen oder Böhmen (als Zwischenheimat) oder über Donau und Mieresch in die Region, die bald nach ihren sieben Siedlungsgebieten (Sitzen/Burgen) benannt wird: Siebenbürgen.



    2. Banater Schwaben [18/19. Jhd.]

    Neuzeit: Als Prinz Eugen das Banat nach eineinhalb Jahrhunderten türkischer Herrschaft 1716 für Österreich erobert, ist es in erbärmlichen Zustand: Weitgehend entvölkert und zu großen Teilen versumpft. Kaum Äcker, dafür Insekten – und mit denen Krankheiten, auch die Pest. Aber es hat Potential: Fruchtbares Land in der Ebene – Kohle- und Erzvorkommen im Banater Bergland. Was der Habsburger Krondomäne fehlt sind: Menschen.

    So veranlasst Österreichs Kaiserin Maria Theresia die so genanneten „Schwabenzüge“. Im Raum des heutigen Süddeutschland und Österreich werden Menschen (wenige Schwaben) angeworben, die auf »Ulmer Schachteln« kostenfrei von Ulm über Wien die Donau hinunter und dann weiter zu Fuß ins Banat übersiedeln. Dort winkt den daheim verarmenden Zweit- und Drittgeborenen jahrelange Steuerfreiheit, ein Stück Land oder in der Stadt ein Haus. Und mit der Industrialisierung auch Arbeit in Bergwerken, Eisenhütten oder im Stahlbau.

    Allein im 18. Jhd kommen so 150.000 „Deutsche“ ins Banat, machen es zum „Ruhrgebiet Österreich-Ungarns“ und noch 1910 ein Viertel der Bevölkerung aus, obwohl sich um 1900 fast 100.000 Banater Schwaben in die Neue Welt aufmachten. Unter ihnen auch der spätere Olympionike Jonny Weißmüller.



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