Erster eigener Staat, italienische und deutsche Besatzung
Als das Osmanische Reich zerfällt, wollen Europas Großmächte Russlands Mittelmeerzugang via Serbien verhindern. Albanien als Pufferstaat soll beherrschbar, also nicht zu groß sein. So umfasst das Staatsgebiet 1912 nur die Hälfte der Albaner. Es wird im 1. Weltkrieg von Griechen und anderen besetzt und danach Republik, kurz Demokratie und schließlich 1928 Königreich.
Der selbsternannte König Zogu ist schwach. So macht Musssolini 1939 Albanien samt Kosovo zum Protektorat. Nach Italiens Seitenwechsel errichten die Nazis 1943 Großalbanien als Vasallenstaat. Der liefert allerdings keine Juden aus. 1944 ziehen die Deutschen ab, Albanien ist frei.
Sozialistische Partner: Jugoslawien > UdSSR > China
Staatschef wird Partisanen- und Kommunistenführer Enver Hoxha. Der Freund Titos strebt eine Konföderation mit Jugoslawien an. Zoll- und Währungsunion werden umgesetzt. Tito aber will Albanien schlucken. So folgen 1948 der Bruch, mörderische Säuberungen und der neue ...
Bündnispartner UdSSR: Mit deren Hilfe wird Albanien alphabetisiert, industrialisiert und massiv aufgerüstet. Schulen, Fabriken, Militäranlagen, Experten und Stipendien. Nach Stalins Tod 1953 betreibt Chruschtschow Entstalinisierung, Annäherung an Jugoslawien und will Albanien als Agrar- und Ferienland. Deshalb bricht Hoxha 1961 mit UdSSR, Comecon und Warschauer Pakt.
Neuer Partner wird China, dass die Hilfen zwar nicht ganz ersetzen kann, aber ebenfalls massiv investiert. So hat Albanien mit der Einwohnerzahl Wiens hat schließlich rund 300 Kampfjets und fast 1000 Panzer. Aber auch landesweit Schulen, Industrie, Wasserkraftwerke und manches mehr. Als nach Maos Tod 1976 auch dort Tauwetter einsetzt, bricht Hoxha 1978 auch mit China.
Totale Isolation: Beton-Stalinismus
Ohne Unterstützung verrottet die Wirtschaft. Die Albaner leiden an Hunger und Hoxhas stalinistischem Terror-Regime. Ausländische Kredite und Kooperationen werden verboten, ebenso Privateigentum. Der paranoider Bau von über 150.000 Bunkern verschlingt letzte Ressourcen.
Von der Anarchie in die EU
1990 implodiert der Kommunismus, 1992 folgen freie Wahlen. Aber die Korruption blüht. So verlieren 1997 im Pyramidenskandal fast alle Albaner ihr Vermögen. Kasernen werden gestürmt, der Staat kollabiert im Lotterie-Aufstand. Erst eine bewaffnete Uno-Mission beendet Anarchie und Faustrecht. Der Aufbau des Rechtsstaats bleibt mühsam. Doch inzwischen gelingen demokratische Machtwechsel. Seit 2009 ist Albanien in der NATO. Seit 2014 EU-Kandidat.
Zeittafel | Neuere Geschichte
1830 – 1914
| Weg zur Unabhängigkeit ab 1830 Nationalbewegung Rilindja (Wiedergeburt) 1878 Wiener Kongress, 'Liga von Prizren' fordert freies Albanien 1912 –14 Unabhängigkeit, erster Staat
|
1914 – 1918
| 1. Weltkrieg Besetzung durch Griechenland, Serbien und andere
|
1939 – 1945
| Zwischenkriegszeit 1920 Kongress von Lushnja, Republik 1928 König Zogu (Innenminister krönt sich selbst)
|
1939 – 1945
| 2. Weltkrieg 1939 – 43 Italienisches Protektorat 1943 – 44 Deutscher Vasallenstaat „Großalbanien“
|
1944 – 1990
| Kommunismus 1944 – 48 Bündnispartner Jugoslawien 1948 – 61 Bündnispartner UdSSR 1961 – 78 Bündnispartner China 1978 – 90 Totale Isolation
|
1990 – heute
| Öffnung und Transformation 1992 Erste freie Wahlen 1997 Lotterie-Aufstand, Anarchie 1998 Kosovo-Krieg 2009 NATO-Mitglied 2014 EU-Kanditat
|
Weitere interessante Daten:
- 1844 Erstes einheitliches Alphabet (vorher: arabisch, lateinisch, griechisch)
- 1887 Erste albanischsprachige Schule
- 1908 Kongress von Monastir: Entscheidung für lateinische Schrift
- 1957 Erste Universität in Tirana
- 1961 Bruch mit Moskau (Comecon/Warschauer Pakt ruhen, Austritt 1968)
- 1967 Totales Religionsverbot: Albanien als erster atheistischer Staat
- 1972 Orthographie-Kongress: Normierung der albanischen Schriftsprache
- 1985 † Enver Hoxha
<= zurück zur ÜBERSICHT