• Klosterinsel Zvërnec
    Albanisch: Ishulli i Zvërnecit
    Die kleine Klosterinsel Zvërnec besucht man nicht wegen ihrer herausragenden historischen Bedeutung.
    Sondern weil sie einfach malerisch schön ist.


    Lage

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    Etwa 8 Kilometer von Vlora entfernt in der Narta-Lagune findet sich die "Ishull i Zvërnecit" als eine von zwei kleinen Inseln. Sie misst gerade mal 6 Hektar (etwa 300 x 400 Meter) und liegt liegt in der südwestlichsten Ecke der Lagune geschützt in einer kleinen Bucht. Das Inselchen ist nur 250 Meter vom Ufer entfernt und über einen geschwungenen Holzsteg zu erreichen. (Auf vielen Bildern sieht man noch einen schnurgeraden Steg, der aber nach schweren Sturmschäden inzwischen durch einen modernen geschwungenen ersetzt wurde.) Der hinterer Teil der Insel ist mit mächtigen Zypressen, Lorbeerbäumen und Steinlinden bewaldet. Im vorderen, der Küste zugewandten Teil liegt die vom Kloster verbliebene schöne kleine Kirche.


    Marienkirche des Klosters

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    Vom Kloster selbst aus dem 13. Jahrhundert sind nur mehr Fundamente nahe dem Strand am Ostufer erhalten. Gut erhaltenen ist hingegen die kleine Marienkirche des Klosters (Kisha e Shën Mërisë). Sie wurde im 13. oder 14. Jahrhundert gebaut und misst gerade mal 11 auf 6,50 Meter. In ihren Mauern aus Bruchstein- und Ziegeln sind immer wieder Steinblöcke eingemauert (teils mit Simsen), die wohl vom antiken Hafen stammen.

    Die Kirche besitzt außen einen reich verzierten Säulengang. Seitlich vom Eingang ist ein altes Taufbecken mit Arkaden-Reliefen bemerkenswert. In der Kirche sind Reste mittelalterlicher Fresken in der Apsis, außerordentlich schöne Holzschnitzereien von Tieren und Pflanzen auf der Ikonostase (Wand zum Altarraum) sowie eine Totenkopf-Grabplatte* zu sehen. Deren Inschrift unter Totenschädel, Schlange und Knochen lautet: „Hier ruht Karanxhas Kondo, ein edler Mann aus edlem Ge­schlecht.“ Wahrscheinlich wurde auch die Platte beim Bau einfach wiederverwendet. Denn der Tote war bereits 1091, also ein paar hundert Jahre vor dem Kirchenbau, Kom­man­dant der Leibgarde des byzantinischen Kaisers Alexios Komnenos und 1091 als Ge­sandter in Albanien unterwegs.


    Vertriebene Mönche und Neuanfang

    Infolge des totalen Religionsverbot musste 1967 der letzte Mönch das Kloster verlassen. Ein Jahr später wurde die Bibliothek in Brand gesetzt. So war die Kirche zwischenzeitlich aufgegeben, geplündert und beschädigt. Heute ist die 1990 reaktivierte Kirche wieder ein aktives Zentrum der Orthodoxen Kirche. Jeweils am 15. August (Mariä Himmelfahrt) wird auf der Insel ein Fest gefeiert.


    Nationalheldin

    Hinter der Kirche liegt ein verwilderter Friedhof. Dort findet man zwischen zwei Olivenbäumen das Grab von Marigo Posio (1882/1892 – 1932). Die Frauenrechtlerin war in der albanischen Unabhängigkeitsbewegung aktiv und soll die albanische Flagge gestickt haben, die Ismail Qemali am 28. November 1912 in Vlora während der albanischen Unabhängigkeitserklärung hisste.


    Blick zur Rabeninsel

    Von Friedhof führt ein schmaler Fußpfad durch den verwunschenen Wald zur Nordwestspitze der Insel. Dort stehen einsam die Reste der Dreifaltigkeitskapelle (Kishëza e Shën Triadha). Vor hier hat man auch einen schönen Blick auf die benachbarte Rabeninsel. Dass die Einheimischen diese mit ihrem griechischen Namen Karakonisi nennen, hat einen Grund: Hier liegt die nördlichste griechische Sprachinsel Albaniens. Das Bewohner des ehemaligen Fischerdorf Narta stammen ursprünglich aus Preveza, einer Halbinsel 200 Kilometer weiter südlich an der griechischen Küste.


    Stalinistischer Gulag

    Zu kommunistischen Zeit wurde die Insel ab 1968 als Internierungslager und Verbannungsort genutzt. Davon ist allerdings nichts mehr zu sehen.


    Vorgeschichte

    Ebenfalls nicht mehr zu sehen, aber interessant zu wissen: In der Antike und im Mittelalter wurden die drei Meereszugänge der Lagune zu einer mächtigen Hafenanlage ausgebaut. Daher stammt auch der Name „Treport“ (Dreihafen, oft auch Triport). Daulia, wie die Illyrer den Ort vorher nannten, war von Kaimauern umgeben. Etwa 650 Meter lange Reste davon entdeckten Taucher in der Uferzone. Das Kap heißt heute noch Kepi i Treportit.

    Die Insel Zvërnec hieß damals Spinarica und war eine blühende Stadt und wichtiges Handelszentrum. Besiedelt wurde die Insel allerdings schon lange vor Antike. Wegen ihrer günstigen Lage an einem Isthmus (Landenge) war sie für Fischern, Seefahrern und Händler attraktiv. Die ältesten Funde am Hügel der Insel stammen bereits aus der Altsteinzeit.

    Treport war in der Antike ein wichtiger Hafen für Aulona, Apollonia, Oricum und Amantia, die Insel aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage bis ins 13. Jahrhundert ein wichtiger Stützpunkt, zuletzt für die Staufer-Kaiser. Allerdings verlandete der Hafen im Mittelalter. Zur Zeit der Despoten von Epirus am Ende des 14. Jahrhunderts verlor der Hafen deshalb seine Bedeutung. So wurde er nach seiner Zerstörung durch die Osmanen 1417 nicht wieder aufgebaut.




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